Liebe Mutti,
ich weiss, du hast gar kein Internet. Aber vielleicht kommt mein Sohn – dein Enkel – eines Tages mal mit seinem Surface bei dir vorbei, schaltet in seinem Android-Handy das Tethering an und ruft diese Seite auf, um sie dir zu zeigen. Wenn du nett bist, dein Augenlicht aber nicht mehr so gut, liest er sie dir vielleicht sogar vor. Ist sowieso besser, denn dann musst du seinen Tablet-PC nicht selber in die Hand nehmen – du bist ja so ungeschickt geworden.
Du weisst nicht, was ein Tablet-PC ist? Hach Mutti, wo warst du bloss die letzten 10 Jahre? Offenbar nicht in unserer Zivilisation. Oder du hast die ganze Zeit ferngesehen. RTL wahrscheinlich.
Mutti, ich sitze hier übrigens grad in Zürich, in einem loftartigen Büro, zwischen lauter jungen Menschen, die gerne mit dem Computer programmieren und sowas. Sie sind eigentlich ganz nett, obwohl du bestimmt sagen würdest: “Die sollen lieber alle arbeiten gehen!” Tun sie ja, Mutti. Teilweise sind sie ihre eigenen Arbeitgeber.
Hach Mutti, wenn du mich sehen könntest! Ich sehe so gut aus. In meinem rosa Ballkleid mit den hochhackigen Schuhen – ach nein, das war ja Vater.
Jedenfalls, diese ganzen jungen Leute, weisst du, die haben ganz schön Ahnung vom Internet. Und das Gute ist: Mein Arbeitgeber sagt ja immer, ich soll im Jahr 12 sogenannte “Kundencalls” abarbeiten. Da können irgendwelche Leute über die SBB meckern oder Fragen dazu stellen und ich versuche, ihnen zu helfen.
Konnte ich hier heute schon dreimal, weil einer dieser jungen Leute drei Probleme mit der App “SBB Mobile” hatte. Ich konnte ihm ein paar gute Tricks zeigen und nun ist er glücklich und kann die App viel besser benutzen.
Ach Mutti, ich vergesse immer – du weisst ja auch nicht, was eine App ist!
Schlaf einfach weiter.